Berichte
Skitouren Gauli
Donnerstag, 20.03.2025
Leitung: Urs Horath
Wetter: Föhn und schön
Donnerstag, 20.03.2025:
Früh morgens geht’s los, wir fahren um 4.45 Uhr mit zwei Autos nach Meiringen. Da holt uns das Taxi pünktlich ab und bringt uns zur Gersteneggbahn, mit welcher wir bis auf 1700 m hochfahren. Um 7.50 Uhr starten wir unsere Tour mit den Fellen unter den Skis. Das Wetter ist sonnig-warm, so dass wir uns eine gemütliche Znünipause gönnen, bevor wir etwas Material unter der Bächlital-Hütte deponieren und uns an den Aufstieg zur Brandlammhorn-Ostlücke wagen. Wir geniessen die Schwünge im noch unverwehten Pulver und das lang ersehnte Kafi auf der Sonnenterrasse der Bächlital-Hütte SAC. Mit ca. 1200 Hm Aufstieg und 700 Hm Abfahrt der perfekte Einstieg in die wunderbaren Skitourentage im Gauligebiet.
Freitag, 21.03.2025:
In der Morgendämmerung brachte uns eine kurze Abfahrt zum Ausgangspunkt des ersten Aufstiegs. Bekanntlich geben Felle warm, vor allem wenn sie in der Hütte vergessen gehen, dann ist ein gratis Aufwärmprogramm garantiert. Doch nun nahmen wir bei bewölkter, jedoch windstiller Witterung den Anstieg zur Oberen Bächlilicke in Angriff. Dort kletterten wir in drei Seilschaften über 5 Leitern hoch und entlang von Ketten runter auf den Hiendertelltigletscher, welcher uns mit einer pulvrigen Abfahrt begrüsste. Danach wurde wieder angefellt, der nächste Aufstieg führte uns mit Übersteigung eines kleinen Kamms Richtung Hubelhorn. Dort wurden wir mit einer atemberaubenden Aussicht auf den Lauteraargletscher belohnt. Gestärkt folgte eine lange Pulverabfahrt (mit ein paar Steinkontakten) runter zum Gaulisee. Erneut wurden die Felle für einen kurzen Aufstieg montiert, um dann zwischen zwei Felsbändern wieder ein paar Höhenmeter im weichen, verfahrenen Schnee zu verlieren. Beim finalen Anfellen des Tages gab uns der Gedanke an Kaffee und Kuchen den letzten Energieschub für den Aufstieg zur neu renovierten Gaulihütte SAC. Nach 8 h 50’, 15 km, fast 1600 Hm Aufstieg und 1700 Hm Abfahrt konnten wir auf den abwechslungsreichen, erfolgreichen und tollen Skitourentag anstossen.
Samstag, 22.03.25:
Aufgrund der nicht besonders vielversprechenden Wettervorhersage - Wind für den gesamten Tag angesagt - hatten wir für heute das «Glück» ausschlafen zu können. Der nächtliche Wind liess den einen oder andern nachts jedoch mehrmals aufwachen…
Dennoch liessen wir uns nicht entmutigen und starteten pünktlich um 7 Uhr von der Hütte. Gleich zu Beginn ging es schön ansteigend ein Tobel hinauf. Urs sorgte mit dem Pickel dafür, dass wir stets eine schöne, griffige Spur hatten, somit konnten wir die Harscheisen oben im Rucksack lassen.
Auf dem Plateau angekommen, hatten wir einen historischen Anblick eines Propellers einer Dakota (eine DC-3 Version), die im Nov. 1946 unterhalb der Rosenegg auf dem Gauligletscher abstürzte. Die Rettung der 12 Passagiere, darunter ein amerikanischer General, gelang auf wundersame Weise mit weltweiter Medienpräsenz und «heroischem» Einsatz der Schweizer Retter, welche mit zwei Fieseler Storch-Flugzeugen die Passagiere aus dem Gletscher ausflogen. Es war beeindruckend zu lesen, dass seit etwa 10 Jahren immer wieder neue Fundstücke vom Gletscher freigegeben werden.
Nach einer kurzen Abfahrt zum Gauligletscher hiess es wieder anfellen. Wir traversierten den Gletscher und stiegen gleichmässig in Richtung Ostlücke vom Ankenbälli. Die Windböen waren unberechenbar und sandstrahlten uns. Ausführliches Geplauder blieb in den Pausen aus… Oben angekommen, verhinderte Nebel einen Blick ins Lauteraartal. Wir kuschelten uns wie Pinguine zusammen und konnten so unseren Lunch «geniessen». Bei der Abfahrt fand Urs für uns trotz den Schneeverfrachtungen und windgepressten Flächen immer wieder wunderschöne Pulverhänge, die uns schöne Schwünge ziehen liessen.
Mit Rückenwind und im Schuss ging es, den Gletscher traversierend, zurück. Nach dem kurzen Anstieg zum Dakotaplatz offerierte Urs uns noch eine kleine alpine Variante für den Rückweg. Mit aufgebundenen Skis stiegen wir in den perfekten Tritten von Urs ein kleines Couloir in ein Sätteli hoch. Oben hiess Skis montieren und im direkten Tobel zur Hütte hinunter.
Früh nachmittags in der Hütte zurück, gönnten wir uns eine feine Rösenti. Nun entbrannte noch eine Diskussion über unsere effektiv geleisteten Höhenmeter der Tour. Die Uhren gaben 1500 bis 1800 Höhenmeter an… All unsere Beine und unser Frische-Gefühl nach dieser Tour bezweifelten doch die Werte der Uhr, oder wir sind gut eingelaufen und fit? Mit mehr oder weniger Prahlen vergingen der Nachmittag und der Abend.
Sonntag, 23.3.25:
In der Nacht blies der Föhn nochmals stürmisch. Wir mussten das Fenster im Schlafraum schliessen. Können wir morgen das Rosenhorn besteigen? Wie wird die steile, lange Abfahrt durch das Labyrinth des Rosenlauigletschers?
Um 6 Uhr ging’s zeitig bei Tageslicht los. Der Wind war nun gering und die Wolken verzogen sich zunehmend. Die ersten Gruppen waren vor uns gestartet und kämpften sich zum Chammli, wo der Dakotapropeller liegt, hoch. Urs wählte eine prima Spur etwas nördlicher, so dass wir keine Harscheisen montieren mussten. Die vor uns gestarteten Gruppen waren plötzlich hinter uns. Nach kurzer Abfahrt auf den Gauligletscher ging es stetig ca. 700 Hm zur Westlichen Wätterlimmi hoch. Es war noch etwas wolkig, aber der Wind blieb gering. Der Aufstieg aufs Rosenhorn 3689 m wurde angepackt. Beim Skidepot waren die Wolken dann komplett weg und wir konnten bei Topverhältnissen mit Steigeisen/Pickel den Schlussgrat angehen. Auf dem Gipfel genossen wir die unglaubliche Fernsicht und den Tiefblick ins Mittelland. Auch hatten wir Zeit, den letzte Proviant zu verspeisen.
Nun ging’s zurück ins Tal. Fast 2400 Hm Abfahrt ins Rosenlaui warteten auf uns. Wie wird der Schnee nach dem Föhnsturm sein? Wie weit unten hat es noch Schnee? Wir waren froh, dass Urs den Weg kannte und uns perfekt durch das Labyrinth des Rosenlauigletschers lotste. Am Ende des Gletschers mussten wir zwei enge Stellen meistern. Einmal war ein Abgleiten am Seil, das in einer T-Verankerung hing, gefragt. Alles ging gut. Ja, dann ging es weiter links der Gletscherschlucht. An ein paar Stellen mussten die Skier getragen werden. Um 14.30 Uhr waren wir dann bei der Posthaltestelle Rosenlaui, wo das Taxi bereits wartete, das uns zurück zu den Autos brachte.
Auf dem Brünigpass bei Kaffee mit Brünig-Meringues wurden die unvergesslichen Tourentage abgeschlossen. Ein grosses Dankeschön an Urs. Es hat riesig Spass gemacht.

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