Berichte
Skitouren um die Jenatschhütte
Leitung:
Teilnehmer:
Bericht:
Wetter:
Wir trafen uns am Samstag Morgen um 6 Uhr auf dem Bahnhofplatz. Die Autos sowie deren Fahrer und Mitfahrer wurden im Voraus durch Gregor zugewiesen, somit war schon klar, wer mit wem und in welchem Auto mitfahren durfte. Gut gelaunt, jedoch ein bisschen skeptisch, was das Wetter anbelangt, begrüssen wir uns gegenseitig und tauschen einige Worte, bevor wir uns im „DaHer“ um Gregor sammeln, damit wir noch die nötigen Informationen des kommenden Wochenendes erfahren. Danach wurde noch überprüft, ob auch wirklich alle die richtige Ausrüstung dabei haben. Bis auf ein Seidenschlafsack konnten wir gut ausgerüstet in die Autos steigen und mit dem Ziel Park’n Rail in Thusis losfahren. Während der Fahrt nach Thusis auf der Höhe von Chur begann es dann zu regnen, weshalb einige nochmals die Meteoapp für die Wetterbedingungen rund um den Julierpass konsultierten. Doch da sah man für die nächsten Tage nur „Sünnäli“. Also kein Grund zu Sorge. In Thusis hatten wir noch eine halbe Stunde Zeit für Kaffee und Gipfeli, bevor wir in den Bus nach Bivio stiegen. Nun brauchte man schon die Sonnenbrille zu montieren und somit stieg auch die Vorfreude auf ein Türli bei blauem Himmel und Sonnenschein. Vor Bivio stieg noch ein Mädchen mit blauem Hemd und Trichlä sowie einer roten Zipfelmütze zu uns in den Bus. Einige von euch wissen natürlich, um was für einen Brauch es sich dabei handelt, den anderen empfehle ich, als Bettlektüre Schellen-Ursli zu lesen. Von Bivio ging es um 9.10 Uhr mit dem Schneetourenbus in Richtung Julierpass. Der Chauffeur dieses Busses war unverkennbar Bündner. Er klärte uns über den Brauch Chalandamarz auf, und sagte mit gestrecktem Zeigfinger und Blick in den Rückspiegel, dass er als kleiner Junge beim Triichlen noch Krumme rauchen durfte. Aus Mitleid über unsere schweren Rucksäcke riet er uns, verzichtbare Gegenstände wie Münz bei ihm im Bus zu lassen anstatt mühsam hoch zu tragen. Eben ein Krummer-Junge, aber höchst sympathisch.
Nun ging’s ein paar Kurven vor der Passhöhe los. Aber noch nicht mit Laufen, sondern mit einer Art Skitouren-Modeschau. Andere Skitouren-Gänger und Gruppen starteten ebenfalls vor uns. Vom Retro-Einteiler zur Kopfbedeckung, welche man eher an der Côte d'Azur antrifft, bis zu Stürzen mit Ski quasi ab der Strasse war alles dabei.
Nun ging’s richtig los bei schönstem Wetter durch Val d' Agnel bis zur Fuorcla d'Angnel, welche uns mit dem Val Bever verbindet. Hier konnte man schon unser Tagesziel und Nachtlager sehen. Die Jenatsch Hütte war auf der anderen Seite des Tals, welches jetzt vor uns lag. Nun ging’s einige Höhenmeter hinab, bis wir Richtung Osten queren und somit über den Firn auf den Piz Surgonda aufsteigen konnten. Vom Surgonda hatte man herrliche Aussicht auf die umliegenden Berge und Täler, dazu kam noch ganz feiner Schneefall, durch den die Sonne das Ganze zum Glitzern brachte. Abstieg und Abfahrt über den Fuorcla Traunter Ovas. Wir fuhren im Tal östlich des Piz Traunter Ovas hinab und wurden mit schönen Hängen belohnt, welche noch nicht verfahren und entgegen den Erwartungen ordentlich Pulverschnee hatten. Nun sahen wir die Jenatsch Hütte nicht mehr von oben, sondern gar nicht mehr. Nach kurzem Aufstieg sah man zuerst die Fahne, danach die Terrasse im Sonnenlicht und zeitgleich mit unserer Ankunft in der Hütte meldete sich die Sonne ab und verschwand. Nichts mit Hüttenkafi auf der Terrasse. Nun, es war ja auch knapp 17 Uhr. Das Hütten-Kafi war dann auch plötzlich vergessen, als wir in der Küche den schwitzenden Zapfhahn sahen. Danach gab’s Weissen zum Apéro, wo uns Gregor von den Varianten des morgigen Tages erzählte. Das Hütten-Team klärte uns vor dem Abendessen über die Sitten in ihrer Hütte auf und empfahl uns, jetzt auf den Roten umzusteigen. Die Jenatsch Hütte ist ein schöner Holzbau, welcher an den vier Aussenecken auf einer Kalksteinmauer zu stehen scheint. Im Innern dieses Hauses wurde es langsam gemütlich, denn jetzt wurden grosse Töpfe mit Älpnermagronen und kleine Töpfen mit Apfelmus aufgetischt. Wir assen gemütlich, plauderten ein bisschen und tranken noch ein Bier oder Tee. In unserem Séparée, einem kleinen Raum mit zwei Tischen, Holzofen und Schüttstein, hing noch ein nicht übersehbares altes Portrait eines Mannes namens Jörg Jenatsch. Er wird im „Schellen-Ursli Büechli“ nicht erwähnt, sein Leben und seine Taten hingegen prägen den Kanton Graubünden bis in die heutige Zeit.
Am Sonntagmorgen ging es bei blauem Himmel und Temperaturen wenig unter dem Gefrierpunkt weiter mit dem Ziel Piz Laviner. Wir starten mit den Fellen auf den Skiern, an denen wir nach ca. 100 Metern die Harscheisen montieren. Eigentlich umgehen wir die Crasta Jenatsch und bleiben immer zwischen 2600 und 2700 m. Die kalten Finger waren beim Erreichen des Sonnenlichts Geschichte, denn die erschien nun hinter dem Piz Bever und heizte uns richtig auf.
Nun stand da hinten der Piz Laviner und links daneben der Fuorcla Laviner, die wir zuerst ansteuern. Nun ging es unterhalb des Grates zum Einstieg der Spitze, wo wir im steilen Gelände unser Skidepot machten. Mit Steigeisen und Pickel erklimmen wir den Piz Laviner, auf dem wir unseren Flachmann herumreichen und jemand einen Stumpen rauchte. Beim Skidepot verpflegen wir uns noch kurz, bervor es nur noch runter ging. Bei der Abfahrt via Sur la Crappa war, den Schneeverhältnissen entsprechend, alles zu haben. Schön war es trotzdem, denn als krönender Abschluss fuhren wir noch eine enge Bobbahn den Wald hinab bis zum kleinen Ort Naz. Jetzt laufen wir gemütlich zum Bahnhof in Preda und geniessen den Anfang des Frühlings, welcher hier offenbar schon länger stattfindet. Dann hiess es: „Dä Zug fahrt i sächs Minutä!“. Auch das passt sehr gut zum gesamten Wochenende, wo alles wie am „Schnüärli“ geklappt hat.
Ein weiterer Höhenpunkt ist die Fahrt im Zug durch -zig Kehrtunnels und einer atemberaubenden Kulisse. Juhuu: Wir haben wieder Empfang und können beim Überqueren des Landwasserviadukts ins Handy schauen. Das macht nichts, denn aus dem Innern des Zuges kann man das Viadukt sowieso nicht sehen.
In Thusis genehmigen wir uns noch einen Kaffee und plaudern übers Wochenende, bevor wir einander tschüss sagen. Es war sehr schön, auch dank Gregor Ochsner.
